Special Olympics World Games 2023: finnische Delegation „Sisujengi“ zu Gast in Bochum

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Die Special Olympics World Games sind die weltweit größte Inklusive Sportveranstaltung. Dieses Jahr ist erstmals Deutschland Gastgeber und wird die Spiele vom 17. bis 25. Juni 2023 in Berlin ausrichten. Bochum wurde ausgewählt als Host Town, um im Vorfeld die finnische Delegation bestehend aus insgesamt rund 100 Sportlern und Betreuern vom 12. bis 15. Juni zu beherbergen. In diesem Rahmen hatten auch wir die Möglichkeit, als Volunteer und Dolmetscher im Einsatz und somit Teil der Veranstaltung zu sein.

Ankunft und Begrüßung der finnischen Sportler in der Host Town Bochum

Die anderen Volunteers hatten wir bereits im Rahmen eines ersten Treffens in der evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe einige Wochen zuvor kennengelernt. Nun hatten wir auch unsere Einsatzpläne und -kleidung bestehend aus T-Shirt, Regenjacke und Schal (es schadet nicht, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein) erhalten und es konnte endlich losgehen.

Die Ankunft der finnischen Delegation bzw. Sisujengi, wie sie sich selbst nennen, erfolgte am Montagabend. Die Athleten waren von Helsinki nach Düsseldorf mit dem Flugzeug angereist und wurden vom Flughafen mit Bussen zum Hotel gebracht, wo wir sie in Empfang nahmen und beim Gepäckausladen halfen. Über hundert Koffer mit teilweise wichtigen Trainigsgegenständen mussten in die Hotellobby befördert werden. Danach ging für die Gäste direkt zum Abendbrot und für uns Helfer nach Hause, um Kraft zu tanken für die kommenden Tage.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wurde die Delegation von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch begrüßt. Dank des sonnigen Wetters konnte die Begrüßungsrede vor dem Hotel abgehalten werden. Die Wartezeit vor Eintreffen des Oberbürgermeisters wurde genutzt, um gemeinsam ein Ständchen für Geburtstagskind und Sportlerin Janette zu singen und schon mal ein wenig Morgengymnastik zu betreiben. Dann war es so weit und Thomas Eiskirch hieß die Finnen herzlich in Bochum willkommen. Diese hatten ebenfalls eine kurze Dankesrede und Geschenke für den Oberbürgermeister vorbereitet, der es sich nicht nehmen ließ, seine neu erhaltene Sonnenbrille direkt vor den Augen aller Anwesenden aufzusetzen.

Begrüßung der finnischen Delegation der Special Olympics in ihrer Host Town Bochum durch den Oberbürgermeister
Begrüßung der finnischen Delegation in Bochum durch den Oberbürgermeister

 

Training und Vorbereitungen für das Nachmittagsprogramm

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, und so hieß es: Fertigmachen fürs Training! Für uns Volunteers bedeutete das, in dem Gewusel auf dem Parkplatz vor dem Hotel erst einmal die uns zugewiesenen Sportler und Begleitpersonen zu finden und uns dann mit ihnen gemeinsam auf den Weg zu den jeweiligen Trainingsstätten zu begeben. Diese lagen in ganz Bochum verteilt und wurden entweder fußläufig, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit Hilfe von Autotransfers erreicht. Das Segel- und das Kajakteam zum Beispiel absolvierten ihre Trainingseinheiten auf dem Kemnader See, die Teams der rhythmischen Sportgymnastik und Leichtathletik dagegen vor Ort in Wattenscheid.

Kajaktraining auf dem Kemnader See
Einige Sportler trainierten auf dem Kemnader See.

 

Wir erhielten spannende Einblicke in die verschiedenen Sportarten (insgesamt waren 13 vertreten) und wurden zum Teil sogar zum Mitmachen eingeladen. Nach rund zwei Stunden kehrten die Athleten zum Mittagessen zurück ins Hotel, während für die Freiwilligen weitere Aufgaben als Vorbereitung für das Nachmittagsprogramm anstanden: ein Teil war für Abholung und Aufbau von Pavillons vor dem Bergbau-Museum zuständig, andere waren für das Wegbringen von Wäsche eingeteilt und der Rest versammelte sich auf dem Rathausvorplatz bzw. verteilten sich ausgestattet mit Warnwesten als Streckenposten zur Absicherung entlang des geplanten Weges für den Fackellauf. Gegen 14:30 Uhr wurden auch die finnischen Athleten und Betreuer mit zwei Sonderbussen der Bogestra am Rathaus vorgefahren und der Lauf konnte starten.

Fackellauf der finnischen Delegation der Special Olympics World Games 2023 zum Deutschen Bergbau-Museum in Bochum
Fackellauf zum Bergbau-Museum

 

Fackellauf und Willkommensfest am Deutschen Bergbau-Museum

Begleitet von Trommelrhythmus wurde die Fackel vom Rathaus bis zum Deutschen Bergbau-Museum getragen, woran die gesamte finnische Delegation sowie die Volunteers teilnahmen. Für das Willkommensfest, zu dem auch alle Bochumer Bürger eingeladen waren, war vor dem Museum allerlei aufgebaut worden. Neben einer Bühne gab es einen inklusiven Hochseilgarten sowie Stände unterschiedlicher Vereine, die ihre Arbeit vorstellten. So konnte man sich unter anderem über die Deutsch-Finnische Gesellschaft informieren, aus deren Ortsgruppe Bochum-Witten ebenfalls einige helfende Hände an diesen Tagen im Einsatz waren, z. B., wenn es darum ging, Übersetzungsaufgaben zu übernehmen. Auf der Bühne fand ein Rahmenprogramm moderiert von Ansgar Borgmann statt, zu dessen Auftakt eine Ansprache von Bürgermeisterin Gabriela Schäfer erfolgte.

Bühnenprogramm beim Willkommensfest für die finnische Delegation der Special Olympics in Bochum
Auf dem Willkommensfest für die finnische Delegation gab es ein buntes Bühnenprogramm.

 

Willkommensfest für die finnische Delegation der Special Olympics in Bochum
Willkommensfest für die finnische Delegation vor dem Deutschen Bergbau-Museum: auf der Wiese wurde u.a. ein inklusiver Hochseilgarten aufgebaut.

 

Anschließend begann Sänger Michael Wurst seinen Auftritt mit dem Lied „Hollywood Hills“ der finnischen Band Sunrise Avenue und lockte damit die Gäste aus Finnland vor die Bühne. Im Laufe des Nachmittags folgten Auftritte von Linda Bockholt und der Chaosband der Musikschule Bochum sowie verschiedene Vereinsauftritte (unter anderem Taekwondo und Zumba). Die Besucher konnten auch selbst aktiv werden, z.B. bei Hula-Hoop oder einer Runde Mölkky: unter Anleitung der Finnen lernten auch Ungeübte schnell die Regeln und konnten mitspielen.

Mölkky auf Wiese vor dem Deutschen Bergbau-Museum in Bochum
Vor dem Bochumer Bergbau-Museum konnte Mölkky gespielt werden.

 

Als Geschenk erhielten alle Gäste aus Finnland einen Schal des VfL Bochum, der zwar freudig entgegengenommen, angesichts von 28 Grad bei wolkenlosem Himmel aber zumeist schnell in den Taschen und Rucksäcken verstaut wurde. Nach Ende des Festes halfen wir Volunteers beim Abbau, um schnellstmöglich zum gemeinsamen Abendessen mit der Delegation dazustoßen zu können.

Bühne vor dem Deutschen Bergbau-Museum in Special Olympics Host Town Bochum
Alle Volunteers und finnischen Gäste erhielten einen Schal als Geschenk.

 

Vorführung des Dokumentarfilms „All Inclusive“

Frisch gestärkt und satt machte sich die Gruppe zu Fuß auf zum Union-Kino, wo wir einer Vorführung des Films „All Inclusive“ von Thorsten Ernst und Tobias Lickes beiwohnten. Der Film zeigt Athleten aus vier unterschiedlichen Ländern dabei, wie sie für ihr Ziel kämpfen, an den Special Olympics World Games 2023 in Berlin teilnehmen zu dürfen. Mit Toivo und Roope befanden sich zwei der Protagonisten in unseren eigenen Reihen. Die Freude darüber war der Sisujengi Gruppe deutlich anzumerken, wann immer die beiden auf der großen Leinwand zu sehen waren. Natürlich gab es auch ordentlich Beifall, als sie nach der Vorführung noch nach vorne geholt wurden. Damit endete ein langer und ereignisreicher Tag. Für die finnischen Athleten ging es per Transfer zurück zum Hotel und auch die Volunteers hatten sich ihren Feierabend redlich verdient.

Vorführung des Films All Inclusive in Bochum im Beisein der finnischen Delegation der Special Olympics
Gemeinsamer Kinobesuch zur Vorstellung des Films „All Inclusive“

 

Sightseeing in Bochum

Der folgende Tag startete nach dem Frühstück zunächst wieder mit einem rund zweistündigen Training, zu dem die verschiedenen Teams in Begleitung der Volunteers aufbrachen. Der Nachmittag dagegen stand ganz im Zeichen des Sightseeings: mit Führungen durch das Ruhrstadion und das Deutsche Bergbau-Museum sowie dem Besuch einer Vorstellung im Zeiss Planetarium Bochum standen weitere Höhepunkte auf dem Programm, bei der die finnische Delegation ihre Host Town noch besser kennenlernen konnte. Die Gruppe wurde zweigeteilt und wie tags zuvor mit Sonderbussen vom Hotel abgeholt. Ich gehörte zu den Volunteers, die zuerst die Führung im Ruhrstadion, der Heimat des VfL Bochum, mitmachte. Vor Ort wurden wir nochmals in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt und dann durften wir unserem Führer auch schon auf die Tribüne ins leere Stadion folgen. Dort erfuhren wir einige interessante Fakten, zum Beispiel, wie viele Menschen das Stadion fasst, wo sich der Gästeblock befindet und dass es fünf Plätze extra für Leute mit Sehbehinderung gibt, auf denen sie dem Spielgeschehen dank Erklärungen folgen können. Im Stadion konnten wir die alten Umkleidekabinen sowie die Räumlichkeiten besichtigen, in denen Pressekonferenzen und Interviews abgehalten werden. Von dort ging es durch den Tunnel zum Spielfeld. Den Rasen durften wir natürlich nicht betreten, aber auch vom Spielfeldrand bot sich uns ein imposanter Eindruck.

im Ruhrstadion Bochum
Besuch des Bochumer Ruhrstadions

 

Zu Fuß machten wir uns im Anschluss auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Ein Spaziergang entlang des Stadtgartens führte uns bis zum Bergbau-Museum. Der für uns im Ruhrgebiet vertraute Anblick von Fördertürmen war für viele Mitglieder der finnischen Delegation neu, und so war seit ihrer Ankunft auch schon die Frage aufgekommen, was es damit eigentlich auf sich hat. Nun hatten sie die Gelegenheit, in das in 17 m Tiefe gelegene Anschauungsbergwerk zu fahren und im Rahmen einer Führung einiges über die Arbeit unter Tage zu lernen und unter anderem herauszufinden, mit welchen Geräten früher Tunnel ins Gestein gefräst wurden. Ein Teil der Delegation hatte sogar die Möglichkeit, auf das Fördergerüst zu fahren und die Aussicht über die Stadt und Umgebung zu bewundern.

Tunnel im Anschauungsbergwerk im Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Im Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museums

 

Nach dem Abendessen (Currywurst sowohl in der klassischen als auch in einer vegetarischen Variante), an dem wieder die gesamte Gruppe teilnahm, stand mit einer Vorführung im Planetarium der letzte Programmpunkt an. Nachdem noch schnell ein Erinnerungsfoto mit allen auf der Treppe vor dem Bergbau-Museum gemacht worden war, spazierten wir gemeinsam in gemütlichem Tempo dorthin, um die Musikshow „Sound of Silence“ anzusehen. So lehnten wir uns in unseren Sesseln zurück und sahen zu, wie passend zur Musik Sterne und Galaxien auf die Kuppel projiziert wurden und über uns hinwegflogen. Ein entspannter Ausklang für die zurückliegenden Tage mit vielen neuen Eindrücken und interessanten Begegnungen, nicht nur für unsere Gäste, sondern auch für uns Freiwillige.

Besuch der finnischen Delegation der Special Olympics im Planetarium Bochum
Besuch des Planetariums Bochum

 

Es hieß Abschied nehmen, denn am Donnerstagmorgen ging es für die Sisujengi Delegation mit dem Bus weiter nach Berlin. Wir hoffen, dass sie sich wohlgefühlt haben und das Ruhrgebiet in guter Erinnerung behalten werden. Wir wünschen ihnen alles Gute und viel Erfolg für die anstehenden Wettkämpfe!

Weitere Berichte zum Thema finden sich in den DFG Landesnachrichten NRW 191 (August 2023)

 

 

 

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