Rund anderthalb Jahre waren seit unserem letzten Besuch vergangen, als eine Familienangelegenheit dazu führte, dass Risto und ich relativ spontan nach Finnland reisten. So ergab es sich, dass wir immerhin fünf Tage lang den finnischen Sommer mit seinen scheinbar endlosen Tagen genießen konnten.
Natürlich stand unsere Reise im Zeichen der Coronapandemie. Bereits im Flugzeug mussten wir ein Formular ausfüllen und Auskunft über unseren Aufenthaltsort erteilen. Nach Landung wurde dies penibel kontrolliert, ebenso wie unsere negativen Schnelltest-Ergebnisse, und es war zumindest ein wenig befremdlich, dass wir innerhalb der EU durch die Passkontrolle mussten, wo wir nach Sinn und Dauer unseres Aufenthaltes befragt wurden. Zum Glück lief alles reibungslos.
Das Wetter hatte es sehr gut mit uns gemeint. Wir hatten fast durchgängig einen strahlend blauen Himmel und Temperaturen nahe der 30 °C Marke. Normalerweise kann ich so eine Hitze nicht leiden, aber im Gegensatz zur Großstadt kühlte es im schönen Kokemäki in den Abendstunden immer zuverlässig auf etwa 15 °C ab, sodass der Schlaf nicht durch die Temperatur beeinträchtigt wurde.
Die Helligkeit war da schon eher eine Herausforderung. Anfang Juli, also kurz nach der Sommersonnenwende, beträgt die Tageslänge in dieser nördlichen geographischen Lage immerhin noch knapp 19 Stunden. Die Sonne geht zu dieser Jahreszeit erst nach 23 Uhr unter, um gegen vier Uhr morgens bereits wieder zu scheinen. Richtig dunkel wird es auch in der Zeit dazwischen nicht: Da die Sonne knapp unter dem Horizont steht, dämmert es nur einige Stunden.
Für mich, die diese hellen Nächte nicht gewohnt ist, war es ein faszinierendes Naturschauspiel, das zu späten Spaziergängen einlud. Warum sollte man denn ins Bett gehen, wenn man stattdessen noch draußen sein konnte? Ich konnte gar nicht anders, als immer wieder Fotos vom rot gefärbten Horizont zu schießen.
Neben dem üblichen Wohlfühlprogramm – abendliche Saunagänge, im See schwimmen, dem Rascheln der Bäume direkt vor dem Haus lauschen und einfach die Seele baumeln lassen – unternahmen wir einen Ausflug in den Vaskijärven Luonnonpuisto, ein etwa 60 km südlich von Kokemäki gelegenes Naturreservat. Unsere kleine Wanderung führte uns entlang eines gut markierten Weges durch naturbelassene Wälder und Sumpfgebiete. Neben den ersten reifen Blaubeeren, die wir unterwegs vom Wegesrand pflückten und naschten, bekamen wir sogar einige der seltenen Moltebeeren zu Gesicht.
Der einzige Wermutstropfen war vielleicht, dass man hin und wieder von brummenden und surrenden Plagegeistern heimgesucht wurde, die einem um den Kopf schwirrten. Dennoch trugen wir weniger Mückenstiche davon, als man vermuten würde. Ob wir nicht delikat genug waren oder das Mückenabwehrspray unseres Vertrauens so effektiv war, vermag ich nicht zu beurteilen.
Viel zu bald hieß es schon wieder Abschied nehmen, aber ein längerer Urlaub war diesmal aus Zeitmangel leider nicht möglich, auch wenn ich liebend gerne gesehen hätte, wie die „richtige“ Mitternachtssonne nördlich des Polarkreises aussieht. Aber dieses Erlebnis muss vorerst noch warten. Ein Corona-Antigenschnelltest, ohne den man nicht ins Flugzeug darf, kostete uns am Flughafen übrigens 149 € pro Nase. Und dabei handelte es sich bereits um den günstigeren Familientarif, den man uns freundlicherweise gewährt hatte. Ein teureres Vergnügen, aber dennoch war unser Kurztrip eine schöne Auszeit vom Alltag.