Mitä helvettiä? – Fluchen und schimpfen auf Finnisch

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Schimpfwörter sind ein Thema, auf das in herkömmlichen Sprachlehrwerken häufig nicht eingegangen wird. Dabei bin ich mir sicher, dass viele Menschen – mich selbst eingeschlossen – interessiert daran sind, wie sie in einer anderen Sprache fluchen können. Spätestens, wenn man Fernsehprogramme in der Landessprache anschaut, wird man damit konfrontiert werden. Da mein persönlicher Finnischlehrer (angeblich) zu brav ist, um böse Wörter in den Mund zu nehmen, musste ich mir dieses Vokabular größtenteils durch eigene Recherchen aneignen. Es gibt zum Beispiel einen recht ausführlichen englischsprachigen Wikipedia-Artikel über finnische Schimpfwörter. Im Folgenden werde ich auf einige der geläufigsten Ausdrücke eingehen.

Perkele ist vermutlich der im Ausland bekannteste finnische Kraftausdruck und ist eine Bezeichnung für den Teufel. Es wird davon ausgegangen, dass es sich ursprünglich um ein aus den baltischen Sprachen entliehenes Wort handelt. Perkele passt in Situationen, in denen wir im Deutschen „Scheiße!“ sagen würden.

Schimpfwörter haben häufig entweder einen Bezug zum christlichen Glauben oder aber zu Genitalien und Ausscheidungen. Bleiben wir zunächst bei ersterem. Für den Teufel gibt es weitere Begriffe, die beim Fluchen genutzt werden, zum Beispiel saatana oder piru. So kann man sagen „Piru vieköön!“, was in etwa so viel bedeutet wie „Soll’s der Teufel holen!“

An dieser Stelle möchte ich einen kurzen Exkurs einfügen. Es gibt die Möglichkeit, besonders kräftig zu fluchen, indem man mehrere Schimpfwörter hintereinander setzt, wobei ersteres dabei im Genitiv stehen muss: Perkeleen perkele! Saatanan perkele! Des Weiteren kann man eine besondere Betonung durch das Voranstellen von voi(han) erreichen: Voi piru! Voihan perkele!

Helvetti bedeutet auf Deutsch Hölle und findet in beiden Sprachen eine ähnliche Anwendung. Frage ich wie im Beitragstitel „Mitä helvettiä?“, möchte ich wissen „Was zur Hölle?“. Sage ich „Painu helvettiin!“ bedeutet das „Fahr zur Hölle!“. Zudem lässt sich auch hier der Genitiv verwenden: „Helvetin bussi oli myöhässä.“ – „Der verdammte Bus war zu spät.“. Etwas kann aber auch helvetin hyvä, also höllisch / verdammt gut sein, was eher einem Lob als einem Fluch entspricht.

Jumala und luoja sind im Deutschen Gott beziehungsweise Schöpfer. „Jumalauta!“ heißt wortwörtlich so viel wie „Gott hilf!“. Da diese Übersetzung allerdings nicht ausreichend den Frust vermittelt, der in diesem Ausruf oft mitschwingt, wäre „Gott verdammt!“ wohl zutreffender. Bei Gelegenheiten, auf die man auf Deutsch mit „Oh Gott!“ reagiert, greift man im Finnischen auf „Voi luoja!“ zurück.

Kommen wir nun zum Vokabular rund um Ausscheidungen und Körperöffnungen. An erster Stelle sei das reichlich gebrauchte vittu zu nennen. Es handelt sich hierbei um ein derbes Wort für weibliche Genitalien und wird ähnlich wie das englische fuck verwendet. „Mitä vittua?“ lässt sich gut mit dem englischen Ausdruck „What the fuck?“ übersetzen. Wenn etwas furchtbar daneben ging, kann man sagen „Se meni vituiksi.“. „Haista vittu!“ ist auf gut Deutsch „Fick dich!“. Sagt jemand „Minua vituttaa!“, ist derjenige gerade in sehr schlechter Stimmung – „Ich bin angepisst!“ oder auf Neudeutsch auch „Das fuckt mich ab!“. Von vittu lässt sich das Adjektiv vittumainen ableiten. Eine vittumainen juttu ist dann eine blöde, ärgerliche Sache. Was man allerdings auch sieht, ist, dass etwas vitun hyvä ist. Das ist ebenso wie bereits bei helvetin hyvä erwähnt eigentlich positiv gemeint.

Der nächste Grundbegriff ist paska, auf Deutsch Scheiße. Das lässt sich kombinieren mit dem zuvor behandelten vittu: „Vittu tätä paskaa!“, also etwa „Fick diese Scheiße!“. Man kann das Wort paska ähnlich wie im Deutschen anwenden. Zum Beispiel bedeutet die Aussage: „Se on paska homma.“ so viel wie „Das ist eine scheiß Aufgabe.“. Sagt man „Älä jauha paskaa!“ verlangt man von seinem Gegenüber: „Laber keine Scheiße!“. Von paska lassen sich außerdem reichlich weitere Ausdrücke ableiten: das Adjektiv paskamainen (entspricht etwa dem englischen shitty), Personenbezeichnungen wie paskiainen und paskapää (das wäre auf Deutsch ungefähr so unfreundlich wie Arschloch oder Hurensohn), paskamyrsky (shitstorm)… In der Hauptstadtregion gibt es übrigens für „Scheiße“ das Slangwort skeida und davon abgeleitet das Verb skeidata.

Für Urin existieren Begriffe wie kusi oder pissa. Wie leicht zu erahnen ist, entsprechen diese dem deutschen Wort Pisse. Sage ich „Minua pissattaa.“, so habe ich das dringende Bedürfnis, meine Blase zu entleeren. Bei pissa handelt es sich also um ein eher harmloses Wort. Kusipää dagegen sollte man lieber für sich behalten, da man damit ebenso wie mit paskapää jemanden als Arschloch tituliert.

Perse ist die vulgäre Bezeichnung für das Hinterteil. Bemerkenswert finde ich, dass während im Deutschen etwas für den Arsch ist, es im Finnischen aus selbigen kommt: „Tämä on perseestä!“.

So weit zu diesem kleinen Ausflug in die Welt der Schimpfwörter. Wie bei allen anderen Vokabeln gilt auch hier, dass man die korrekte Anwendung am besten erlernt, indem man sie von Muttersprachlern kopiert. Also Ohren gespitzt und gut zugehört, wenn man das nächste Mal einem Finnen begegnet, der sich über etwas ärgert.

 

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