Weihnachtsmenü eines deutsch-finnischen Haushalts

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Früher gehörte ich zu den Menschen, die an Heiligabend einen echten Klassiker vorgesetzt bekamen: Kartoffelsalat mit Würstchen. Wie ich gelesen habe, kommt diese Kombination bei rund einem Drittel der Deutschen zu Weihnachten auf den Tisch. Nun verhält es sich so, dass ich Würstchen nicht ausstehen kann und Kartoffelsalat auch nicht zu meinen Lieblingsgerichten zählt. Hörte ich damals dabei zu, wie anderen in der Schule von den ganzen Gängen erzählten, die es bei ihnen zu Weihnachten geben sollte, stellte sich bei mir immer Futterneid ein.

Glücklicherweise ist die Essensauswahl bei mir in den letzten Jahren umfangreicher geworden. Einer der Vorteile daran, sich in zwei Kulturkreisen heimisch zu fühlen, besteht sicherlich darin, dass man sich aus jedem das Beste herauspicken kann. Unser Menü über die Weihnachtsfeiertage kann man wohl getrost als deutsch-finnischen Mischmasch bezeichnen. Allerdings ist das Ganze insofern ein wenig eskaliert, als dass wir einfach viel zu viel Essen hatten. Aber auch das gehört wohl an Weihnachten dazu.

Wir starteten unsere Schlemmerei am Vormittag des 24.12. mit joulupuuro, was im Grunde nichts anderes ist als Milchreis. Üblicherweise wird eine Mandel im Brei versteckt, was demjenigen, der sie in seiner Portion findet, Glück bringen soll. Da Risto und ich zu zweit waren, stand unsere Chance auf etwas Glück 50:50 und es blieb ja in jedem Fall im selben Haushalt.

Joulupuuro mit Zimt und Zucker. Ob sich hier wohl die Mandel versteckt hat?

 

Am Abend wurde es weniger finnisch, denn bei meiner Mutter auf dem Speiseplan stand Hirschgulasch mit Kartoffelklößen und Rotkohl. Laut Risto sind diese Gerichte in Finnland nicht üblich, aber zumindest haben knöödeli es zu einem eigenen Eintrag in der finnischsprachigen Wikipedia geschafft.

Hirschgulasch mit Kartoffelknödel und Apfelrotkohl

 

Als kleinen Nachtisch hatten wir joulutorttu, also windmühlenartig geformtes und mit Pflaumenmus gefülltes Blätterteiggebäck, vorbereitet. Ristos Eltern hatten uns nämlich extra backfestes Pflaumenmus gekauft und da ich Pflaumenmus liebe, sind joulutorttu jedes Jahr ein Muss zur Weihnachtszeit.

Ein Blech voller joulutorttu

 

Vom finnischen Gebäck geht es wieder zurück zu etwas, das eher im deutschsprachigen Raum verbreitet ist: Donauwelle. Die hatten meine Tante und Onkel sich für die Kaffeerunde am ersten Weihnachtstag gewünscht. Da wir sie natürlich selbst gebacken hatten, kann ich recht genau sagen, was in einer Donauwelle alles enthalten ist, nämlich hauptsächlich Butter, Zucker und Schokolade. Na gut, es sind auch Spuren von Kirschen vorhanden. Diese werden vor dem Backen in die obere, kakaohaltige Teigschicht gedrückt, sodass sich das typische Wellenmuster ergibt.

Risto berichtete mir davon, wie er diesen Kuchen einmal in Finnland zubereiten wollte und feststellen musste, dass es gar nicht so einfach ist, dort an Schattenmorellen aus dem Glas zu kommen. Für mich klang das zunächst seltsam, hat man doch in Deutschland in jedem Supermarkt meist eine Auswahl verschiedener Sorten Kirschen von unterschiedlichen Herstellern. Anscheinend setzen sie in nördlicheren Gefilden eher auf Beeren als auf Kirschen.

Ein Stück Donauwelle

 

An der Donauwelle aßen Risto und ich insgesamt fünf Tage lang, obwohl wir uns bemüht hatten, möglichst viel davon an die Leute zu bringen. Die reichhaltige Buttercreme machte es unmöglich, mehr als ein kleines Stück davon auf einmal zu verspeisen. Als Mitbringsel meiner Tante bekamen wir übrigens noch einen puddinggefüllten Apfelkuchen sowie einige Stücke Wildschweinbraten. Letztere landeten bis auf Weiteres im Tiefkühlfach, da wir noch mit dem restlichen Gulasch von Heiligabend versorgt waren.

Zu guter Letzt wurde es bei uns noch einmal traditionell finnisch. Man kann sich berechtigterweise die Frage stellen, warum wir für nur zwei Personen zwei verschiedene Aufläufe zubereiteten, nachdem wir schon so viel Essen vorrätig hatten. Aber die Zutaten waren bereits gekauft und irgendwie gehören porkkanalaatikko (Möhrenauflauf) und lanttulaatikko (Steckrübenauflauf) einfach zu Weihnachten. Somit waren wir essenstechnisch für zwei weitere Tage versorgt und stellten zudem fest, dass unsere Aufläufe wunderbar mit der Pute harmonierten, die Jana uns zum Probieren vorbeigebracht hatte (nicht nur bei uns zu Hause wurde in großen Mengen gekocht).

Porkkanalaatikko (links) und lanttulaatikko (rechts)

 

Mein Fazit zu diesem Festtagsgelage lautet, dass die deutsche und finnische Küche gut miteinander harmonieren, wir aber offensichtlich für das nächste Mal mehr Leute benötigen, die mit uns essen. Wir wünschen allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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